15.Platz Ironman 70.3 World Championship Nelson Mandela Bay/ Südafrika

15.Platz Ironman 70.3 World Championship Nelson Mandela Bay/ Südafrika

Die Ironman 70.3 WM hatten wir für die Saison 2018 ursprünglich gar nicht auf dem Radar, vielmehr lebte anfangs noch die Hoffnung, sich wieder für die Ironman WM auf Hawaii zu qualifizieren. Nachdem Michis Genesungsprozess nach der Fußverletzung aber doch länger gedauert hatte, mussten wir dann Anfang Juni einsehen, dass Kona in diesem Jahr kein Thema werden würde. Auf Biegen und (im wahrsten Sinn des Wortes) Brechen wollten wir die Qualifikation, sprich das Punktesammeln nicht weiter verfolgen. Ein oder vermutlich zwei gute Ironman-Ergebnisse wären auf jeden Fall für die Quali nötig gewesen und Michi fühlte sich noch nicht wieder bereit, einen vollen Marathon zu laufen. Auch wenn es mit Sicherheit die vernünftigere Entscheidung war – vor allem auch in Hinblick auf Michis weitere sportliche Zukunft – fiel sie uns alles andere als leicht und die Enttäuschung war dementsprechend groß.
Doch manchmal muss man vielleicht einen Schritt zurück machen, um wieder vorwärts zu kommen. Erfreulicherweise bewahrheitete sich die berühmte Redensart „wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich dafür eine andere“…denn kurz darauf erfuhr Michi, dass sie sich für die Ironman 70.3 WM Nelson Mandela Bay/Südafrika qualifiziert hatte. Wir waren zunächst unsicher, ob Michi den Slot überhaupt annehmen sollte…Südafrika liegt ja nicht gerade ums Eck, das Thema Kriminalität und Sicherheit beschäftigte uns ebenfalls und wirklich große Chancen konnte sich Michi auf der Halbdistanz nicht ausrechnen. Aber die Möglichkeit, als Profi bei einer WM zu dabei zu sein, ist in unseren Augen einfach etwas Besonderes und außerdem war die Qualifikation genau der nötige Motivationsschub, den Michi im Training gerade brauchte. Mit einem neuen großen Ziel vor Augen, trainierte es sich gleich wieder um einiges besser. Viel Zeit war bis zum Wettkampf am 01.September aber nicht mehr und da die Form, vor allem am Rad, noch nicht wirklich WM-würdig war, entschied sich Michi Anfang August für einen Intensiv-Trainingsblock auf Lanzarote, um noch das Optimum herausholen zu können. Gerade die dort vorherrschenden windigen, rauen Bedingungen sollten sich, den Erzählungen nach, ideal als Vorbereitung für Südafrika eignen. Wir waren sehr gespannt, was uns erwarten würde und mit dem Ziel einer Top 15 Platzierung, ging es dann nach Port Elizabeth.

Unser erster Eindruck von PE war gleich sehr positiv: mit der Wahl unseres Apartments hätten wir es kaum besser erwischen können, denn wir waren nicht weit vom Wettkampfgelände und der Lauf-und Radstrecke entfernt und der Hausbesitzer war selbst begeisterter Radfahrer und Triathlet. Uns war auch schnell klar, warum die Stadt „The Friendly City“ genannt wird. Die Leute, mit denen wir Kontakt hatten, waren durch die Bank wirklich sehr freundlich und hilfsbereit. Dass die Kriminalität durch die große Armut dennoch hoch sein musste, machten die hohen Mauern und Elektrozäune rund um die Wohnhäuser offensichtlich. Uns Österreicher ist einem dieses Gefühl der Unsicherheit, wenn man auf die Straße oder zum Trainieren geht, einfach fremd. Aber wir hielten uns an die Empfehlungen unseres Vermieters, vermieden es, sich nach Einbruch der Dunkelheit draußen aufzuhalten und wagten auch keine größeren Erkundungstouren mit unseren Rädern und so machten wir zum Glück keinerlei schlechte Erfahrungen. Erschrocken waren wir zu Beginn allerdings vom Wetter, denn wir hatten nicht wirklich bedacht, dass Ende August genau genommen noch Winter in Südafrika herrschte. Starker böiger Wind (PE trägt auch den Namen „The Windy City“), sehr kühle Temperaturen und ein erfrischendes Meer von gut 15° Grad brachten Michi in Hinblick auf den Wettkampf etwas ins Schwitzen. Doch der Wetterbericht versprach Besserung und die Bedingungen wurden bis zum Renntag tatsächlich täglich besser.
Hart würde das Rennen ohnehin werden: besonders in der Radstrecke sah Michi eine große Herausforderung. Sie hatte zwar nicht wirklich viele Höhenmeter, war aber aufgrund der größtenteils mehr als holprigen Straßen trotzdem sehr kräfteraubend.

Michi zum Rennen:
Dem Rennen in PE eilte ein sehr guter Ruf voraus und in meinen Augen erfüllte es wirklich alle Erwartungen. Bestens organisiert, schöne/anspruchsvolle Strecken, begeisterte Zuschauer an der Laufstrecke…und komplett getrennte – d.h. eigene – Rennen für Damen und Herren – was will man(n)/frau mehr? Besonders stimmungsvoll war das Vorstart -Prozedere mit der Athletenvorstellung, Trommlern, einem südafrikanischen Gebetsgesang und dem Spielen der Nationalhymne. Aber geladen an der Startlinie stehend, war ich sehr froh, als dann nach einer gefühlten Ewigkeit endlich um 7:30 der Kanonenschuss erfolgte und wir uns in die Fluten des Indischen Ozeans stürzen konnten. Ich erwischte einen guten Start, hatte gute Arme und konnte mich wie erwartet in der zweiten großen Gruppe platzieren. Die Ausgangslage nach dem Schwimmen war gut, aber wie schon so oft, schaffte ich es nicht, mich zu Beginn in der einer Gruppe zu platzieren und somit war ich für die restliche (90km lange) Radstrecke auf mich allein gestellt – für die Vorderen zu langsam, zu schnell für die Hinteren…doch ich war nach Südafrika gekommen, um alles aus mir rauszuholen und daher ließ ich keine negativen Gedanken aufkommen und pushte was ging. Im Vorfeld des Rennens machte mir eine muskuläre Verhärtung im Oberschenkel ziemlich zu schaffen. Aber dank Danis täglicher Behandlungen hatte ich soweit keine Probleme und ich brachte deutlich mehr Druck aufs Pedal als bei meinen letzten Rennen.

Abgesehen von den ersten 5 Damen, war der Abstand nach dem Radfahren sogar kleiner als erwartet und ich ging sehr motiviert auf den abschließenden Halbmarathon. Ich war zwar ziemlich platt vom Radfahren und meine Oberschenkelmuskulatur war mittlerweile schon etwas beleidigt. Trotzdem hatte ich kein schlechtes Gefühl, hörte nicht auf zu kämpfen und versuchte alles – aber leider vergeblich- um noch ein paar Plätze nach vorne gut zu machen. Am Ende war ich froh, als ich als 15.Dame in den Zielkanal einbiegen durfte. Mein Ziel – TOP 15 – hatte ich somit erreicht. Ich wusste, ich hatte alles gegeben und konnte mir an diesem Tag nicht viel vorwerfen.

Vor allem in Anbetracht meiner langwierigen Verletzung und fast 6 Monaten Laufpause bin ich zufrieden mit dem Ergebnis und überglücklich, dass ich schmerzfrei bin. Ich weiß, das ist nicht selbstverständlich. Langezeit hatte ich gedacht, dass ein schmerzfreies Laufen für mich nie mehr möglich wäre! #comebackstronger …klingt cool und schreibt sich leicht, es dann tatsächlich umzusetzen, ist aber echt hart…noch dazu wenn Niveau und Dichte von Jahr zu Jahr einfach noch höher werden! Die Zeiten, die mittlerweile abgeliefert werden, sind mehr als nur beeindruckend. Ich bin stolz mich mit den Schnellsten der Welt messen zu können und mich dabei gar nicht mal so schlecht zu schlagen…und ich bin vor allem eines: motiviert, weiter konsequent zu arbeiten und zu versuchen, den Abstand nach vorne zu verkleinern!
Ein riesiges DANKESCHÖN an alle, die mich auf diesem Weg unterstützen – allen voran mein Schatz Dani, meine Familie, mein Coach Alun Woodward, unsere Freunde und natürlich alle Sponsoren/Ausrüster!

 

Die Saison 2018 ist aber noch nicht vorbei und uns schwirrt schon wieder das nächste
Vorhaben im Kopf herum 😉 …mehr dazu etwas später!
Wir halten euch auf dem Laufenden!

Bis bald
Michi & Dani