Vielleicht liegt es an unserem Alter, an Social Media oder ganz einfach daran, dass uns dieses Thema gerade unmittelbar betrifft – uns kommt vor, dass es im Moment einen regelrechten Baby-Boom in unserem Bekanntenkreis gibt. Fitte schwangere Frauen und Mamis sind längst keine Seltenheit mehr. In der Triathlon-Szene jagt gefühlt ein sportliches Comeback nach der Geburt das andere. Zu viel auf andere zu schauen ist ja bekannter Weise ungesund, aber natürlich verfolgt man auch Kolleginnen und ist interessiert, wie sie ihr Training in der Schwangerschaft und nach der Geburt gestalten. Es ist spannend zu sehen, was möglich ist – zum Teil sehr beeindruckend, zum Teil, wie wir finden, auch etwas erschreckend. Urteilen wollen wir keines Falls, denn wer sagt schon, was richtig ist!? Für jeden bedeutet „richtig“etwas anderes. Im folgenden Bericht erzählt Michi wie es ihr als Sportlerin in den ersten Wochen nach der Geburt ergangen ist und wie ihr Wiedereinstieg ins Training aussieht. Uns ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass es nicht als Empfehlung für andere Mamis gedacht ist, denn wie bereits gesagt: jede Frau ist anders, ist unterschiedlich veranlagt, hat andere körperliche/finanzielle/private/berufliche Voraussetzungen, hatte eine unterschiedliche Schwangerschaft/Geburt usw.
Michi über ihr Training nach Mias Geburt:
Wie schon während der Schwangerschaft, wollte ich mich auch für die unmittelbare Zeit nach der Geburt (= Wochenbett) in Sachen Training auf mein eigenes Gefühl verlassen. Training und Wochenbett in einem Satz passen genau genommen gar nicht wirklich zusammen, denn es hat durchaus einen guten Grund, warum die ersten 6-8 Wochen nach der Geburt als Wochenbett bezeichnet und es bei uns für diesen Zeitraum ein absolutes Beschäftigungsverbot gibt. Früher hatten Mutter und Kind das Bett tatsächlich für eine gesamte Woche das Bett nicht verlassen, um sich von der Anstrengung der Schwangerschaft & Geburt ausreichend erholen zu können. So lange im Bett bleibt heutzutage niemand mehr (ich kenne zumindest niemanden), aber dass die ersten Wochen nach der Geburt der Erholung dienen sollten – soweit das mit dem neuen Familienmitglied möglich ist – gilt nach wie vor. Ganz abgesehen von der Regeneration steht in dieser besonderen Anfangszeit ohnehin das gegenseitige Kennenlernen, das gemeinsame Ankommen und Eingewöhnen Zuhause im Vordergrund. Zu Beginn waren wir vollends damit beschäftigt, unsere Mia zu betrachten, mit ihr zu kuscheln und ihre Bedürfnisse zu stillen – im wahrsten Sinn des Wortes. Wir brauchten Zeit, um Sicherheit im Handling des so zerbrechlich wirkenden 2,84kg leichten Menschleins und Routine bei den alltäglichen Abläufen wie Wickeln, Anziehen, Baden, Stillen usw. zu bekommen – war doch alles komplett neu für uns. So waren unsere ersten Tage zu dritt mehr als ausgefüllt. Es dauerte aber wie erwartet nicht lange bis sich der Drang nach etwas Aktivität und frischer Luft wieder zurück meldete und wir unsere geschützten vier Wände für Mias ersten Spaziergang durch die Nachbarschaft verließen. Mia war schon aus der Zeit im Bauch an viel Bewegung gewöhnt und schien sich daher draußen in der Natur gleich sichtlich wohl zu fühlen – egal ob im Kinderwagen oder im Tragetuch/in der Trage. Aus diesem Grund konnten wir unsere täglichen Spaziergänge bald ausdehnen und im Herbst bereits ein paar schöne Wanderungen mir ihr unternehmen.
Laufen war aufgrund der Beckenboden -Thematik für die nächsten Wochen leider sowieso noch tabu, auch wenn ich mich körperlich eigentlich schon wieder bereit dafür gefühlt hatte. Alle mir bekannten Physiotherapeuten hatten mir sehr ans Herz gelegt, das Thema nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und meinem Körper ausreichend Zeit zur Regeneration zu lassen. Sie machten mir klar, wie wichtig das Beckenboden- und Rückbildungstraining sind bzw. welche (eventuell auch erst später auftretende) problematische Auswirkungen ein zu schneller Laufeinstieg mit sich bringen kann. Deshalb war sich sehr froh, mit Eva Bamberger (PHYSIOEXPERTS ®) eine Physiotherapeutin gefunden zu haben, die auf diesem Gebiet spezialisiert und auch mit Sportlerinnen vertraut ist. Nachdem wir den Ist-Zustand meiner Beckenboden-Muskulatur eruiert hatten, bekam ich eine Reihe von Übungen und wir kontrollierten die Entwicklung in regelmäßigen Abständen. 10 Wochen nach der Geburt hatte ich in den Bereichen Maximalkraft, Schnelligkeit und Ausdauer (Ja, das alles kann man im Beckenboden trainieren :-)…) deutliche Fortschritte gemacht. Fürs Laufen war es allerdings noch immer früh. Wir einigten uns auf einen vorsichtigen langsamen Einstieg – eine Walk-Run-Kombination aus 1min Laufen und 3min Gehen. Auch wenn das noch kein richtiges Laufen bedeutete, so war es zumindest ein Anfang und ich freute mich, darauf aufbauen zu können. Ich fühlte mich gut dabei. Als ich dann aber anfing die Gehzeit zu minimieren und die Belastungsdauer zu steigern, musste ich leider feststellen, dass mein Beckenboden für die Laufbelastung einfach noch nicht wirklich stark genug war – was natürlich frustrierend war. Ich hatte nie vor, drei Monate nach der Geburt an der Startlinie eines Wettkampfes zu stehen, doch mit einem Lauftraining wollte ich nun schon gerne wieder beginnen. Meine Laufpause war bereits mehr als lange – stoppte ich ja mit dem Laufen um die 30. Schwangerschaftswoche. Ich vermisste das Laufgefühl sehr und die Versuchung, die Signale des Körpers zu ignorieren und einfach drauf loszulaufen, war demnach groß. Aber ich entschied mich, meiner Physiotherapeutin weiter zu vertrauen und meinem Körper die nötige Zeit zu kompletten Regeneration zu geben – auch wenn das wieder einen Schritt zurück bedeutete. Ich übte mich darin, keine Vergleiche mit anderen „Sportler-Mums“ anzustellen und meinen eingeschlagenen Weg nicht in Frage zu stellen. Ich musste mich einfach noch etwas gedulden. Jetzt, vier Wochen später, bin ich zwar immer noch bei meinen Walk-Run-Kombis. Doch mittlerweile wird der Laufanteil größer und das Gehen weniger, sodass meine Zuversicht, jetzt bald mal „richtig“ zu laufen, wieder zurück ist.
In der Zwischenzeit versuchte ich, meine Fitness anderweitig wieder aufzubauen. Schwimmen war die ersten 6 Wochen nach der Geburt aufgrund des Wochenflusses ebenfalls nicht möglich und auch als ich dafür wieder das Okay hatte, sah ich das Schwimmbad nicht oft von innen. Obwohl ich das Glück habe, neben dem ULSZ Rif zu wohnen, ist der zeitliche Aufwand für eine Schwimmeinheit einfach doch sehr groß, ganz abgesehen davon, dass ich dafür immer einen Babysitter für Mia benötige. Dani hat in seinem neuen Job eine 6-Tage Arbeitswoche und meine Schwiegereltern, die zwar nebenan sind, arbeiten ebenfalls beide noch Vollzeit. Aber wo ein Wille ist, ist bekanntlich ein Weg und mit guter Organisation und der Unterstützung meiner Lieben, gelingt es mir jetzt wieder öfters ins Wasser zu kommen.
Am einfachsten und besten funktionierte von Anfang an das Indoor-Radtraining. Das monotone Rollengeräusch wirkt sichtlich sehr beruhigend auf Mia und während sie neben mir im Kinderwagen schläft, versuche ich, wieder etwas Power in meine Oberschenkel zu bringen. Ob und wie lange ich fahren kann, bestimmt nun kein Trainingsplan sondern richtet sich nach Mias Vorstellungen und Schlafverhalten. Es klappt natürlich nicht immer Bilderbuch mäßig. Manchmal hat Mia andere Pläne und das Anziehen der Radhose zahlt sich nicht wirklich aus, aber dafür gibt es wieder Tage, an denen ich ein solides Programm von 1-2h unterkriege. Das Motto lautet auf jeden Fall immer „Qualität vor Quantität“.
Mia ist jetzt 3,5 Monate alt. Den Dreh mit der Nachtruhe und dem Durchschlafen haben wir noch nicht wirklich raus. Doch ansonsten hat sich inzwischen ein ganz guter Rhythmus eingestellt, sodass wir unsere Tage schon etwas besser planen können und sich eine Trainingseinheit in der Regel gut unterbringen lässt – und wenn es nur eine kurze Kräftigungseinheit oder ein Yoga-Flow (den ich von meiner Freundin/Mias Patentante/Yoga-Lehrerin Lisa Pantoi abgestimmt auf meine Bedürfnisse bekomme) ist. Dass es im Alltag mit Kindern immer wieder zu Überraschungen kommt, nicht alles nach Plan abläuft und man sich täglich in Spontanität und Flexibilität üben kann, ist klar. Ich freue mich über jedes Training, das sich ausgeht und bin motiviert, meine Fitness wieder aufzubauen. Einen sportlichen „Comeback-Druck“ habe und mache ich mir allerdings nicht. Ich bin und werde im Herzen immer eine Leistungssportlerin bleiben. Aber da ich keine finanziellen Sponsoren mehr habe, bin ich derzeit keine Profi-Sportlerin mehr und ist Triathlon nur mehr mein Hobby. Ich schließe nicht aus, dass ich wieder an einer Starlinie stehen werde und in meinen Job zurück kehre. Diese Entscheidung – die dann für unsere gesamte Familie passen muss – will ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fällen. Im Moment bin ich sozusagen in Karenz und sehe meine Hauptaufgabe darin, für Mia dazu sein. Auch wenn das Mama-Sein schon oft anstrengend ist, würde ich es für nichts im Leben mehr eintauschen wollen. Daneben bin ich auch dabei unser h3-coaching weiter auszubauen und meine Shiatsu-Ausbildung, die ich im Februar begonnen habe, weiter zu machen. Mehr über diese zwei Themen, möchte ich euch gerne in der nächsten Zeit berichten.
Bis dahin wünschen wir euch und euren Lieben noch eine schöne, hoffentlich entspannte Weihnachtszeit!
Bis bald
Michi & Dani