Krank in der Rennwoche…was jetzt?

Krank in der Rennwoche…was jetzt?

Endlich ist die Rennwoche angebrochen und das auserwählte – oft große, lang ersehnte- Ziel, auf das man sich intensiv und konsequent vorbereitet hat, steht bevor. Und plötzlich nimmt man ein Kratzen im Hals wahr, wacht mit verstopfter Nase auf oder die Muskeln schmerzen ungewöhnlich stark. Im ersten Moment versucht man den negativen Gedanken an einen, sich womöglich anbahnenden, jetzt ganz und gar nicht zu gebrauchenden Infekt, zu unterdrücken und schiebt die Symptome auf die zunehmende Anspannung vor dem Rennen oder womöglich auf eine Allergie (was ja auch durchaus sehr oft wirklich die Ursache dieses Unwohlseins ist), doch irgendwann resigniert man und muss sich eingestehen: Nervosität hin oder her – „Ich bin krank!“ …und was jetzt?

Vielleicht machte mancher von euch auch schon so eine ähnliche Erfahrung. Während meiner Zeit als Wettkampf-Sportlerin befand ich mich nicht nur einmal in der eingangs beschriebenen Situation – besser gesagt, war ich sehr häufig vor einem Rennen krank oder fühlte mich zumindest so. Wir haben heute Freitag, ein neuerliches Wettkampf-Wochenende steht bevor (bei uns in Österreich findet der Trumer Triathlon statt, der auch für Daniel und mich gerne ein Renn-Highlight auf heimischen Boden darstellte.) und ich bin seit langer Zeit wieder einmal richtig angeschlagen. Da ich am Sonntag nicht mehr als Athletin an der Startlinie stehen, sondern vom Streckenrand aus unsere h3-Sportler unterstützen werde (sofern ich bis dahin hoffentlich wieder fit genug bin), ist das für mich in Hinblick auf das Event klarer Weise nicht weiter schlimm (abgesehen davon, dass wohl niemand gerne und zu keinem Zeitpunkt krank sein möchte und ich mir in meinem derzeitigen Haupt-Job Mama auch keinen Ausfall leisten möchte), aber ich fand es gestern selbst ganz witzig, dass mir der Gedanke „kein Wunder, dass ich ausgerechnet jetzt – ein paar Tage vorm Trumer Triathlon- krank werde“ in den Sinn kam…mit dem nötigen Abstand kann ich das mittlerweile mit Humor sagen. Während meiner aktiven Rennlaufbahn fand ich das alles andere als spaßig und hat mich nun dazu bewegt, diesen Artikel zu schreiben, weil ich weiß, dass ich sicher nicht die einzige Athletin war, die damit schon öfters umzugehen hatte und vielleicht nützen ja meine eigenen Erfahrungen dem einen oder anderen…

…denn ich war Profi – zumindest auf diesem Gebiet! Infektanfälligkeit war viele Jahre meine so genannte Achillesferse und diejenigen, die mich kennen, wissen, dass ich damit auch vor Wettkämpfen öfters zu kämpfen hatte. Einmal ist es Pech, dann Zufall und beim dritten Mal macht sich schon eine auffällige Regelmäßigkeit bemerkbar. Als Sportlerin & studierte Krankenschwester war mir natürlich auch recht schnell klar, dass da wohl der mentale Part eine große Rolle spielt. Wirklich hilfreich war diese Begründung, alles wäre „nur“ psychosomatisch in der jeweiligen Situation anfangs für mich jedoch nicht wirklich – denn ich wollte ja zurecht kommen damit. Ich machte mir lange Zeit selber die größten Vorwürfe, warum ich denn jetzt schon wieder ein paar Tage vor dem Wettkampf Halsschmerzen bekam und verlor das eigene Vertrauen in meinen Körper und an mein eigenes Körpergefühl: Bilde ich mir meine Symptome tatsächlich nur ein oder muss ich das Rennen vielleicht am Ende absagen, denn die Halsschmerzen spürte ich ja wirklich? Soll ich meine letzten Trainings noch laut Plan absolvieren oder lieber im Bett bleiben? Krank starten würde ich keinesfalls wollen, einfach aus Angst, meiner Gesundheit langfristig zu schaden…viele solcher Gedanken haben mich und (vermutlich auch meine Mitmenschen – sorry dafür 😉 ) etliche Nerven gekostet und es war ein langer Lern-und Entwicklungsprozess bis es mir schließlich immer besser und öfters gelang, gesund durch die Rennwoche zu kommen. Hier jetzt noch näher darauf einzugehen, würde den Rahmen des Beitrags endgültig sprengen und werde ich eventuell noch einmal gesondert zum Thema Mentaltraining aufgreifen. Aber lange Rede, kurzer Sinn: ich habe schließlich verstanden, dass ein bestimmtes Maß an Anspannung und Aufregung – dazu zählte eben zum Beispiel auch die Vorfreude auf einen großen Wettkampf (auch positiver Stress ist letztlich Stress!) erheblichen Einfluss auf mein Immunsystem haben und das in Verbindung mit zum Teil noch intensivem, umfangreichen Training vor einem Rennen, potenzierte die Wahrscheinlichkeit irgendwelche Keime aufzuschnappen. Dazu kamen dann natürlich noch zahlreiche Erfahrungen aus der Vergangenheit, angeeignete Denkmuster etc. verstärkend dazu. In diesem Blog sollte es ursprünglich nicht ums Mentaltraining gehen, doch in meinen Augen gehört es auf jeden Fall zu diesem Thema dazu. Ich denke, dass nichts zufällig passiert und irgendwie alles seinen Sinn hat und es sicher kein Fehler ist, sich vielleicht mal selbst Gedanken darüber zu machen, warum man denn „ausgerechnet jetzt“ und „schon wieder“ krank ist und sich nicht immer nur mit dem Körper, sondern auch mit dem Geist beschäftigt. Mir hat es auf jeden Fall enorm geholfen und viel mehr Vorfreude/Entspannung in Hinblick auf die Rennwoche gebracht… …und für den Fall, dass ich doch wieder einmal angeschlagen war, hatte ich zumindest mittlerweile ein für mich gut funktionierendes Konzept, an das ich mich halten konnte:

  • OBJEKTIVITÄT hilft: Was sind meine genauen Symptome? Was sagt mein Ruhepuls? Habe ich Fieber? Kann ich meinen Arzt des Vertrauens kontaktieren und um Rat fragen bzw. aufsuchen, um mich durchchecken und ein Blutbild inkl. Entzündungsparameter machen zu lassen?
  • PAUSE im Zweifelsfall dem Training vorziehen. Die Arbeit ist bereits getan. Die Rennwoche dient nur mehr Erhalt des Aktivitätslevels und (Aufbau) ausreichender Muskelspannung. Wenn du am Tag vor dem Wettkampf noch eine kurze Einheit zum Aktivieren unterbringst, ist das super. An den Tagen davor: lieber Beine hoch, erholen, schlafen!
  • ABLENKEN: „Keep calm and take it easy“ ist leichter gesagt als getan, vor allem, wenn man nun auch noch wegen des  Beinehochlegens so viel Zeit zum Nachdenken hat! Versuche dich, so gut wie möglich auf andere Gedanken: lese ein Buch (oder greife auf ein Hörbuch zurück), schau Netflix, lerne für deine Prüfung etc…und lenke somit deinen vollen Fokus erstmal noch weg vom bevorstehenden Rennen und besonders weg von deinem Krankheitsgefühl! 100% Aufmerksamkeit auf den Wettkampf gilt dann ab dem Startschuss. 
  • MEDIKAMENTE: unsere Meinung darüber lautet erstmal Finger weg! Dein Körper will dir mit den Symptomen etwas mitteilen und bist du wirklich krank, dann gehörst du ins Bett und nicht an die Startlinie. Viele Medikamente unterdrücken nur deine Beschwerden – gesund bist du deswegen nicht und du schadest deinem Körper vielleicht sogar mehr als du ihm vermeintlich Gutes damit tust. Für den Fall, dass du aber denkst, du brauchst wirklich Medikamente – bitte immer unbedingt nur in Rücksprache mit einem Arzt, der sich idealerweise mit Sport auskennt und in Einklang mit den geltenden Antidoping-Bestimmungen handelt. Wenn dich der Arzt nicht kennt, immer auch gleich zu Beginn, im Vorfeld jeglicher Behandlung darauf hinweisen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: du bist selbst für dich verantwortlich und auch wenn du einen vertrauenswürdigen Arzt besuchst, kontrolliere lieber selbst nochmal, ob das Medikament generell bzw. im Wettkampf auch tatsächlich erlaubt ist (Medikamentenabfrage: nada.at …gibt es mittlerweile auch als kostenlose App fürs Handy!) Unwissenheit schützt vor Strafe nicht und auch als Hobby-Sportler kann man bei einem Wettkampf jederzeit zu einer Dopingkontrolle ausgelost werden. (Nur zur Kurzinfo am Rande: WICK MediNait Erkaeltungssirup f.d. Nacht enthält zum Beispiel mit Ephedrin und Ephedrin Sulfat zwei beschränkt verbotene Inhaltsstoffe.) Unser Tipp: manchmal sind sie wirklich hilfreich, die so genannten:
  • HAUSMITTEL: (die man immer und überall leicht bekommen sollte)
  • Ingwer/Zimt: unsere absoluten Favoriten sobald es im Hals zu Kratzen beginnt. Die „Hard core Variante“ ist einfach ein Stück von einer Zimtstange abbrechen und solange im Mund kauen & belassen bis der Geschmack gänzlich weg ist bzw. ein geschältes Stück von einer frischen Ingwerknolle kauen – in unseren Augen hilft das besser als jede Lutschtablette aus der Apotheke. Oder man macht sich aus den Zutaten einen heißen Tee, presst eine Zitrone dazu, etwas ziehen lassen und fertig. (Bzgl. Trinkmenge: oft wird einem bei Krankheit geraten „viel trinken“ …aber „viel“ ist bei jeden unterschiedlich definiert und man sollte natürlich den Körper nicht komplett ausschwemmen – was in Hinblick auf den Elektrolyt-Haushalt schwerwiegende Folgen haben kann. Aber man sollte darauf achten, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, denn gerade wenn man krank ist und das Schlucken schmerzt, vergisst man vielleicht oft darauf)
  • Zwiebel/Knoblauch: „die natürlichen Antibiotika …vor einem Wettkampf würde ich beim Konsum von Zwiebel/Knoblauch vorsichtig sein (ich vertrage das zum Beispiel überhaupt nicht), doch wir wenden den altbewährten Tipp, eine Zwiebel aufzuschneiden und während des Schlafen aufs Nachtkästchen zu legen, immer wieder gerne an (übrigens auch super bei Babys & Kindern)
  • Salzwasser: zum Befeuchten der Atemwege. Salzwasser-Produkte wie Nasensprays, Inhalationslösungen, etc. findet man in jeder Apotheke. Man kann sich auch ganz einfach Zuhause einen eigenen „Wasser-Dampf“ zubereiten: Wasser in einem Topf aufkochen, Meersalz dazu und sich dann über dem Topf unter einem Handtuch verstecken und tief ein-und ausatmen (Vorsicht: nicht zu heiß!)
  • SHIATSU: (Werbung in eigener Sache, #sorrynotsorry“)… nicht nur seitdem ich die Ausbildung zur Shiatsu-Praktikerin mache, bin ich von der positiven Wirkung einer energetischen Behandlung dieser Art auf Körper & Geist, insbesondere auf Schlaf, Entspannung, Regeneration und Aktivierung der körpereigenen Selbstheilungskräfte. (mehr Infos dazu findest du im vorangegangen Blog-Eintrag.) (Auch Akupunktur hat mir im Akutfall schon oft weitergeholfen) Natürlich hat man in der Rennwoche oft nicht mehr die Möglichkeit solch eine Behandlung zu buchen, jedoch es gibt auch ein paar Punkte, die man sich selbst ganz einfach drücken kann. Ein hilfreicher Punkt, der unterstützend besonders bei Schmerzen in der oberen Körperhälfte ist, wäre zum Beispiel Dickdarm 4). Außerdem bin ich auch ein großer Fan von Yoga. Gerade wenn ich mich nicht 100%ig fit fühle, merke ich nahezu immer, dass es mir nach ein paar durchgemachten Asanas besser geht und besonders die Feueratmung ist ideal bei verstopfter Nase. 
  • PROPHYLAXE:
  • Klimaanlagen: Vorsicht besonders in Autos, Flugzeugen, Hotelzimmern, Supermärkten (vor allem in Ländern wie den USA und Canada! Ein Buff immer und überall parat zu haben, das man sich eventuell auch über die Ohren ziehen kann, ist nie verkehrt und braucht keinen Platz, oder eine dünne Windjacke, die man beim Einkaufen schnell anziehen kann, wenn man verschwitzt bei knapp 40 Grad Außentemperatur plötzlich in einen eiskalten Shop geht oder Bus einsteigt. Während eines Fluges schadet es sicher auch nicht, wenn man darauf achtet, dass Nasenschleimhäute und Rachen nicht austrocknen (immer wieder Wasser trinken, Kaugummi kauen, evlt. Nasensalbe oder Salzwasser-Spray verwenden) und es so den herumschwirrenden Keimen schwer macht, sich einzuladen.
  • Hygiene: man muss es ja nicht übertreiben und ganz zum Monk werden, aber spätestens seit uns die Corona Pandemie im Griff hat, weiß jeder, wie hilfreich regelmäßiges Händewaschen (gerade bevor man etwas isst & trinkt) ist und auch wenn das Händeschütteln bei uns Tradition hat (oder hatte?!) und man gerne Freunde umarmt oder links&recht an die Wange küsst – vielleicht ist es vor einem wichtigen Wettkampf mal besser, darauf zu verzichten und lieber „die Faust zu geben.“
  • Ernährung: natürlich gehören eine gesunde/nährstoffreiche Ernährung generell & eine überlegte Versorgung vor-während-nach Trainingseinheiten im Speziellen zu einem gut funktionierenden Immunsystem wie das so genannte Amen im Gebet. Aber darauf näher einzugehen, bedarf wirklich einen bzw. mehrerer separater Beiträge.
  • ENTSCHEIDUNG erst am Rennmorgen: mit dieser Strategie bin ich am besten gefahren, denn selbst wann man sich am Vorabend noch nicht gut fühlt, sind es immer noch gut 12h bis zum Start, in denen man sich erholen kann. Wenn du in der Früh nach wie vor Fieber hast, rate ich von einem Start unbedingt ab. Das Risiko, dass die Belastung womöglich herzschädigend ist, würde ich nicht eingehen. Dann doch lieber das Rennen abhaken, obwohl die Absage schmerzt und dir vermutlich auch einiges an Geld (Startgeld, Anreise, Hotel, etc.) gekostet hat. Wenn du dich für einen Start entscheidest und während der Anstrengung merkst, dass etwas einfach nicht stimmt und sich das gewöhnte Quälen nicht richtig anfühlt – vertraue deinem Gefühl und steige im Zweifelsfall aus. Erstmal gesund werden und dann auf zum nächsten Wettkampf! Nichts ist wichtiger als deine Gesundheit.

Sofern irgendjemand durchgehalten und bis hier hin tatsächlich alles gelesen hat, hoffe ich, dass vielleicht ein brauchbarer Tipp dabei war. Ich habe bei meinen Punkten sicher nicht alles Nützliche untergebracht und falls du noch andere wertvolle Erfahrungen zu diesem Thema gemacht hast oder spezielle Fragen hast, freue ich mich auch jederzeit von dir zu hören/lesen.

Bis zum nächsten Mal und bleib gesund

Michi